Donnerstag, 4. September 2008

Kannenbäckerland Westerwald

Unter den Regionen in Deutschland, die sich mit der Herstellung von Keramik einen Namen gemacht haben, nimmt der Westerwald, auf halbem Weg zwischen Köln und Frankfurt gelegen, eine herausragende Stellung ein. Mit seinen in Europa an Qualität und Umfang einzigartigen Tonvorkommen ist der Westerwald seit über 200 Jahren nicht nur Insidern ein Begriff. Auf Dachböden und in Kellern - überall findet man rheinauf und rheinab den unverwüstlichen Topf aus grau-blauem salz-glasiertem Steinzeug aus Großmutters Zeiten.

Seit dem Mittelalter fertigt man im westlichen Teil des Westerwaldkreises, dem Kannenbäckerland, das harte und dicht gebrannte salzglasierte Steinzeug. Am Anfang des 18. Jahrhunderts waren mehr als 600 "Kannenbäcker" tätig in jener Region, in denen heute die Verbandsgemeinden Höhr-Grenzhausen, Ransbach-Baumbach und Wirges liegen. Heute existieren noch 250 keramische Betriebe. Sie "backen" längst nicht mehr nur Krüge und Kannen.

Ebenso allgegenwärtig ist die Herstellung von technischer Keramik. Für diese Hightech-Keramik werden im Westerwald neue Maßstäbe gesetzt: Nur mit Keramikfiltern läßt sich Aluminium in der benötigten Reinheit zur Fertigung von Aluminiumfolie herstellen; Keramikteile im Auto ge-währleisten Fahrsicherheit; viele Menschen tragen keramische Hüftgelenke in ihrem Körper. Genau so wichtig wie die Fertigung ist die Entwicklung solcher Produkte. Im Forschungs- und Bildungszentrum Höhr-Grenzhausen beschreiten insgesamt fünf Schulen und Institute neue Wege auf diesem Gebiet. Am Besten kann man das Kannenbäckerland bei einer Fahrt auf der "Kannebäckerstraße" kennenlernen. Dort wird dem Besucher vom Abbau des Tones bis zum Endprodukt das Thema Keramik in anschaulicher Weise näher gebracht.

Unter den verschiedenen deutschen Töpferregionen nimmt die Keramiklandschaft Westerwald eine hervorragende Stellung ein. Seit mehreren Jahrhunderten gehört sie zum Kreis der bekanntesten Zentren des rheinischen Steinzeugs in Köln, Siegburg, Raeren und Frechen und zwar unter dem Markenzeichen "Westerwald".

Erst in jüngerer Zeit hat sich für diese Region der Name "Kannenbäckerland" eingebürgert. Erstmalig urkundlich nachweisbar wird der Name in einem Gutachten über das Töpferhandwerk im Jahre 1783 erwähnt.
Mit diesem Namen bezeichnete man ursprünglich eine Region im vorderen Westerwald, in der in einem "Radius von 5 Meilen um Grenzhausen" seit Jahrhunderten zahlreiche tonverarbeitende Töpfereibetriebe auf engstem Raum konzentriert sind. Im Jahre 1771 waren es mehr als 6000 Töpfer, die dort das überlieferte Handwerk betrieben.

Politisch war das Kannenbäckerland seit Jahrhunderten in verschiedene kleine Herrschaftsgebiete zersplittert, die im Laufe der Zeit mehrfach ihren Besitzer wechselten. Die Kannenbäckerorte Höhr, Hillscheid und Vallendar bildeten die ehemalige Herrschaft Vallendar.

Seit 1143 befand sich die Herrschaft im Besitz des Herren von Isenburg. Von ihm erwarben die Grafen von Sayn um 1230 die Herrschaft Vallendar, diese verpfändeten 1363 die Hälfte der Herrschaft an Kurtrier und mußten sie schliesslich 1681 an den Kurfürsten von Trier abtreten.

Seit dieser Zeit gehörten die drei Kannenbäckerorte je zur Hälfte zu Kurtrier und zu Sayn-Wittgenstein. Wegen der Herrschaftsteilung mußten die Euler der drei Töpferorte ihre "Ofenabgaben" von 1 Reichstaler für jeden Steinzeug-Ofen nunmehr sowohl an das Kurfürstentum Trier, als auch an die Grafschaft Sayn-Wittgenstein leisten. 1767 erwarb Kurtrier von den Herren von Sayn-Wittgenstein durch Kauf auch die restliche Hälfete der Herrschaft Vallendar.
Durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803 fielen die rechtsrheinischen Teile des Kurfürstentums Trier dem Fürsten von Nassau-Weilburg zu, als Endschädigung für verlorene linksrheinischen Besitz. Damit wurden auch die drei Kannenbäckerorte nassauisch. 1806 wurde die Herrschaft Vallendar dem neu gebildeten Herzogtum Nassau einverleibt.
Nach Auflösung des Herzogtums im Jahre 1866 fielen die drei Töpferorte an das Königreich Preußen. Seit 1949 gehören sie zum Land Rheinland-Pfalz, wo sie zum Westerwaldkreis gehören.


Die Kannenbäckerorte Ransbach, Baumbach, Grenzau, Wittgen, Deesen, Oberhaid sowie Nauort, Caan und Sessenbach gehörten bis 1304 zu Isenburg-Arenfels und seitdem zu Isenburg-Grenzau. Als diese jüngere isenburg-grenzauische Linie 1664 ausstarb, fielen die Orte als heimgefallene Lehen an Kurtrier zurück.

Damit bestätigt sich, daß die genannten Dörfer ursprünglich zum Kurfürstentum Trier gehörten. Die Grafen von Isenburg-Grenzau haben sie später im 13. Jahrhundert als Lehen empfangen.

Aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses gelangten die Töpferorte 1803 an Nassau-Weilburg und 1806 an das Herzogtum Nassau. 1866 gingen die Orte aud das Königreich Preußen über. 1867 wurden sie dem neugebildeten Kreis Unterwesterwald zugeteilt. Nach dem 2. Weltkrieg kamen sie zum Land Rheinland-Pfalz und gehören seit 1971 zur Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach bzw. seit 1974 zum Westerwaldkreis.
Die Kannenbäckerorte Grenzhausen, Alsbach, Hundsdorf, Hilgert, Mogendorf und Nordhofen gehörten ursprünglich zur älteren Herrschaft Isenburg-Grenzau und kamen 1304/10 an Isenburg-Arenfeld. Nach Aussterben der Linie fielen die Orte 1371 an die Grafschaft Wied-Neuwied. Aufgrund der Rheinbundakte verlor 1806 der dem Reich treu gebliebene Fürst zu Wied sein Land. Die Grafschaft Wied-Neuwied mit dem Amt Grenzhausen-Selters wurde dem 1806 gebildeten Herzogtum Nassau zugeteilt. Damit wurden die vorgenannten Töpferorte nassauisch, kamen 1866 an Preußen und 1949 zum Land Rheinland-Pfalz.

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